Was versteht man unter Leukämien?

Der Begriff Leukämie bedeutet „weißes Blut“; er entstand, weil man bei Leukämie-Erkrankungen oft vermehrt weiße Blutkörperchen (Leukozyten) im Blut findet. Umgangssprachlich werden Leukämien auch als „Blutkrebs“ bezeichnet. Dabei handelt es sich um bösartige Erkrankungen des blutbildenden Systems im Knochenmark.1

Welche Formen der Leukämie gibt es?

Es gibt verschiedene Leukämiearten, die danach eingeteilt werden, ob sie akut oder chronisch verlaufen und die nach beteiligtem Zelltyp weiter unterteilt werden. Die Hauptgruppen bei den akuten Formen sind die akuten lymphatischen Leukämien (ALL) sowie die akuten myeloischen Leukämien (AML). Bei den chronischen Leukämien unterscheidet man hauptsächlich nach chronisch lymphatischer Leukämie (CLL) und chronisch myeloischer Leukämie (CML).5

Leukämien entstehen im blutbildenden System

Um die Entwicklung von Leukämien besser verstehen zu können, ist es wichtig zu wissen, wie die Blutbildung (Hämatopoese) bei gesunden Menschen abläuft. Die meisten Blutzellen werden im Knochenmark gebildet. Blutzellen haben eine begrenzte Lebensdauer, daher muss das Knochenmark ständig neue Blutkörperchen produzieren.1

Stammzellen im Knochenmark teilen sich in lymphatische oder myeloische Vorläuferzellen. Die myeloischen Vorläuferzellen entwickeln sich außerhalb des Knochenmarks weiter zu Granulozyten, Erythrozyten, Monozyten oder Thrombozyten. Die lymphatischen Vorläuferzellen entwickeln sich außerhalb des Knochenmarks weiter zu Lymphozyten oder natürlichen Killerzellen.

Vereinfachte Darstellung der menschlichen Blutbildung

Ursprung sämtlicher Blutkörperchen sind Stammzellen im Knochenmark. Diese teilen sich und entwickeln sich zu Vorläuferzellen für die beiden Linien der Blutzellen: die myeloischen und die lymphatischen Zellen. Durch Reifung und Teilung bilden sich aus diesen Vorläuferzellen über weitere Zwischenstufen verschiedene Arten reifer Blutzellen, die im Körper unterschiedliche Aufgaben übernehmen:1–5

 

  • Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) sind vor allem für den Sauerstofftransport zuständig.
  • Blutplättchen (Thrombozyten) sind für die Blutgerinnung verantwortlich.
  • Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) sind eine Familie von Blutzellen, die insbesondere bei der Abwehr von Krankheitserregern eine wichtige Rolle spielen. Zu den Leukozyten zählen z. B. Monozyten, Granulozyten und Lymphozyten.
    • Monozyten zählen zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die aus dem Blut ins Gewebe wandern und sich dort zu „Fresszellen“ (den sogenannten Makrophagen) weiterentwickeln. Makrophagen spielen eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr, sind aber unter anderem auch für die Aufnahme und den Abbau von Partikeln (Phagozytose) und die Zerstörung von Tumorzellen zuständig.
    • Granulozyten zählen ebenfalls zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und sind wichtige Bestandteile des Abwehrsystems. Nach ihrem Aussehen und ihrer Funktion unterscheidet man basophile, neutrophile und eosinophile Granulozyten.
    • Lymphozyten: Bei den Lymphozyten (gehören auch zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten)) unterscheidet man B-Lymphozyten (B-Zellen), T-Lymphozyten (T-Zellen) und sogenannte natürliche Killerzellen. Sie reifen insbesondere in Lymphknoten zu einsatzbereiten Abwehrzellen heran. B-Lymphozyten können Antikörper bilden, T-Lymphozyten und natürliche Killerzellen können Krankheitskeime oder veränderte Körperzellen erkennen und abtöten. Außerdem sorgen Lymphozyten dafür, dass der Körper sich an Krankheitserreger „erinnert“.

 

 

Eine Leukämie entsteht dann, wenn sich lymphatische oder myeloische Blutzellen fehlerhaft entwickeln und sich dadurch unkontrolliert vermehren, sodass sie als Krebszellen das Knochenmark, das Blut, lymphatische und andere Organe befallen.2

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Therapieoptionen im Überblick

Je nach Krebserkrankung kommen unterschiedliche Therapieoptionen in Frage, wie z. B. Immunchemotherapie, CAR-T-Zelltherapie oder Stammzelltransplantation.

Abkürzungen
ALL: akute lymphatische Leukämie
AML: akute myeloische Leukämie
CAR: Chimeric Antigen Receptor
CLL: chronisch lymphatische Leukämie
CML: chronisch myeloische Leukämie

Quellen

  1. 1. Gökbuget N. et al.: Die akute lymphatische Leukämie (ALL) des Erwachsenen. Broschüre, hrsg. vom Kompetenznetz Leukämien (Stand: 9/2016).
  2. 2. DocCheck Flexikon: Leukämie. Online verfügbar unter: https://flexikon.doccheck.com/de/Leuk%C3%A4mie (abgerufen am 14.12.2023).
  3. 3. DocCheck Flexikon: Monozyt. Online verfügbar unter: https://flexikon.doccheck.com/de/Monozyt (abgerufen am 14.12.2023).
  4. 4. DocCheck Flexikon: Makrophage. Online verfügbar unter: https://flexikon.doccheck.com/de/Makrophage (abgerufen am 14.12.2023).
  5. 5. DocCheck Flexikon: Granulozyt. Online verfügbar unter: https://flexikon.doccheck.com/de/Granulozyt (abgerufen am 14.12.2023).