Sowohl das diffus großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL), das hochmaligne B-Zell-Lymphom (HGBL) als auch das primär mediastinale großzellige B-Zell-Lymphom (PMBCL) zählen zur Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome.
Sie entstehen aus entarteten B-Zellen, die sich unkontrolliert vermehren und zu den aggressiven Lymphomen gehören.1–3
Obwohl sowohl das DLBCL, das HGBL als auch das PMBCL aus entarteten B-Zellen entstehen (daher B-Zell-Lymphome), gibt es Unterschiede zwischen diesen Arten von B-Zell-Lymphomen.
Das DLBCL entsteht in tiefsitzenden Lymphknoten im Brust- oder Bauchraum oder oberflächlichen Lymphknoten im Hals oder der Achselhöhle. Es kann aber auch an anderen Stellen im Körper wie beispielsweise im Darm, Knochen oder sogar im Gehirn oder Rückenmark entstehen. Meist sind ältere Menschen betroffen; das Erkrankungsrisiko steigt mit dem Alter.3
Das HGBL ist eine sehr aggressive Form des Non-Hodgkin-Lymphoms und wird durch den Nachweis von zwei bestimmten Genveränderungen charakterisiert.4 Auch wenn das HGBL als eigenständige Erkrankung definiert ist, orientiert man sich im Hinblick auf die Therapie stark am DLBCL.
Vom PMBCL sind hingegen überwiegend junge Frauen betroffen. Es entsteht im Mediastinum, einem Bereich in der Brustmitte hinter dem Brustbein. Dort kann das Lymphom schnell wachsen, auf die Luftröhre drücken und zu Atemproblemen führen.3
Aggressive Lymphome können sich auch aus indolenten (wenig aggressiven) Lymphomen entwickeln. In diesem Fall spricht man von transformierten Lymphomen. So kann beispielsweise ein aggressives DLBCL aus einem indolenten follikulären Lymphom entstehen.5 Follikuläre Lymphome wachsen in der Regel langsam und gehen von Zellen im Zentrum der Lymphknoten aus.2,3
In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 20.000 Personen an einem Lymphom.1 Dabei ist das diffus großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) das häufigste bösartige Lymphom bei Erwachsenen. Mit zunehmendem Alter steigt das Erkrankungsrisiko. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei etwas unter 70 Jahren, doch können auch jüngere Menschen an einem DLBCL erkranken. Insgesamt sind Männer etwas häufiger von einem DLBCL betroffen als Frauen.6 Bei etwas weniger als einem Zehntel der diagnostizierten DLBCL handelt es sich um ein sogenanntes hochmalignes B-Zell-Lymphom (HGBL).7 Das primär mediastinale großzellige B-Zell-Lymphom (PMBCL) wird dagegen seltener diagnostiziert als das DLBCL: Es macht nur etwa 2 bis 4 % aller Non-Hodgkin-Lymphome aus. Das PMBCL tritt häufig bei jüngeren Frauen in ihrem dritten oder vierten Lebensjahrzehnt auf.8
Wodurch die Erkrankung ausgelöst wird, ist für die meisten Lymphome bisher nicht genau bekannt.1 Bei einigen Lymphomen spielen Veränderungen im Erbgut eine Rolle. Diese Veränderungen führen dazu, dass sich die Zellen unkontrolliert vermehren. So wird beispielsweise die Entstehung des DLBCL durch Veränderungen an den Genen im Laufe des Lebens verursacht.
Verschiedene Faktoren tragen dazu bei, dass es zu Veränderungen im Erbgut kommt, die durch die zelleigenen Reparatursysteme nicht mehr behoben werden können. Dazu zählen u. a. bestimmte Infektionen durch Viren oder Bakterien, chemische Schadstoffe oder eine Schwächung des Immunsystems.6
Lesen Sie hier mehr zur Entstehung von Lymphomen und Leukämien.
Nicht selten wird ein bösartiges Lymphom als Zufallsbefund bei einer Untersuchung aus anderem Anlass entdeckt. Die Symptome bei einem bösartigen Lymphom sind oft unspezifisch und können auch bei anderen Erkrankungen vorkommen.
Häufig kommt es durch die unkontrollierte Vermehrung der veränderten Zellen (Lymphomzellen) zu einem Anschwellen von Lymphknoten, die man z. B. unter der Haut tasten kann oder die auf andere Organe drücken und dadurch Beschwerden auslösen können.1
Weitere Anzeichen können sein:1
Beim diffus großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) findet man oft Vergrößerungen von Lymphknoten und Milz. Da sie häufig nicht druckempfindlich sind, werden sie in vielen Fällen erst spät entdeckt. Breitet sich das DLBCL im Knochenmark aus, kann die normale Blutbildung gehemmt werden. Das kann Folgendes nach sich ziehen:
Einige DLBCL-Patienten entwickeln weitere Symptome (B-Symptome) wie Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust von mehr als 10 Prozent des Körpergewichts innerhalb von 6 Monaten6
Das primär mediastinale großzellige B-Zell-Lymphom (PMBCL) entwickelt sich im Bereich in der Mitte der Brusthöhle zwischen den beiden Lungenflügeln (Fachbegriff „Mediastinum“). Erreicht der Tumor eine gewisse Größe, kann er Druck auf benachbarte Organe wie Luftröhre, Lunge oder große Blutgefäße ausüben. Dadurch kommt es zu Beschwerden wie Husten, Kurzatmigkeit oder Schluckstörungen. Eine Beteiligung des Knochenmarks wird beim PMBCL nur selten beobachtet.3
Wenn der Verdacht auf ein bösartiges (malignes) Lymphom wie das diffus großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) oder das primär mediastinale großzellige B-Zell-Lymphom (PMBCL) besteht, führt der Arzt in der Regel eine gründliche körperliche Untersuchung durch, bei der er u. a. auf geschwollene Lymphknoten oder eine vergrößerte Milz achtet. Da von einem bösartigen Lymphom nicht nur ertastbare, direkt unter der Haut liegende Lymphknoten betroffen sein können, wird der Arzt üblicherweise bildgebende Untersuchungen wie z. B. eine Ultraschalluntersuchung von Bauch und Hals, eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs oder eine Computertomografie von Bauchraum, Brust und Becken veranlassen. Bei entsprechendem Verdacht entnehmen die Ärzte zumeist auch eine Gewebeprobe. Untersuchungen von Blut und manchmal auch von Knochenmark kommen hinzu.9
Stadieneinteilung und Risikofaktoren sind wichtig, um die Prognose für den Patienten abschätzen zu können.6,10
Durch die geschilderten diagnostischen Untersuchungen stellen die Ärzte weiterhin fest, welche Körperteile vom DLBCL betroffen sind. Dies ermöglicht die Stadieneinteilung nach der Ann-Arbor-Klassifikation.6,10
Man kann die Stadien der Ann-Arbor-Klassifikation folgendermaßen kurz zusammenfassen:9,10
Stadium I: Befall einer einzigen Lymphknotenregion
Stadium II: Befall mehrerer Lymphknotenregionen auf einer Seite des Zwerchfells
Stadium III: Befall von Lymphknotenregionen auf beiden Seiten des Zwerchfells
Stadium IV: Diffuser Organbefall, zum Beispiel von Knochenmark und/oder Leber
Außer dem Ann-Arbor-Stadium gibt es noch weitere Faktoren, die beeinflussen können, wie der Patient auf die Therapie anspricht. Sie ermöglichen bis zu einem gewissen Grad eine Einschätzung der Prognose (voraussichtlicher Krankheitsverlauf) des Patienten.
Mithilfe des Internationalen Prognostischen Index (IPI) wird errechnet, wie hoch die Heilungschancen des Patienten sind bzw. wie gut er voraussichtlich auf eine Standardtherapie ansprechen wird. Als Risikofaktoren gelten:6,10
Je nach Anzahl der Risikofaktoren des Patienten wird sein prognostisches Risiko als niedrig, niedrig-intermediär, hoch-intermediär oder hoch eingestuft.
Weitergehende Informationen zu Stadien, Risikofaktoren und Prognose bei DLBCL können Sie beispielsweise der Broschüre „Diffus großzelliges B-Zell-Lymphom. Informationen für Erkrankte und Angehörige“, herausgegeben vom Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V., entnehmen.
Patienten mit bösartigen (malignen) Lymphomen wie z. B. dem diffus großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) sollten sich von erfahrenen Fachärzten für Hämatologie und Onkologie behandeln lassen. Diese sind in entsprechenden Fachabteilungen in Kliniken und Krankenhäusern oder in niedergelassenen Facharztpraxen tätig.
In den vergangenen Jahren haben sich die Behandlungsmöglichkeiten für das relativ häufig vorkommende DLBCL stetig verbessert, sodass heute Heilungsraten von 80 % erreicht werden können, wenn die Therapie ohne Verzögerung und konsequent umgesetzt wird. Da das DLBCL ein aggressives und rasch wachsendes Lymphom ist, sollte die Therapie begonnen werden, sobald das Ausmaß der Erkrankung bekannt ist und man auf dieser Basis das Behandlungskonzept auswählen kann.6
Die therapeutische Standardstrategie für das DLBCL ist die Immunchemotherapie.6,10 Bei sehr alten Patienten (um 80 Jahre) kann sie dosisreduziert eingesetzt werden.
Die Behandlung des hochmalignen B-Zell-Lymphoms (HGBL) und des primär mediastinalen großzelligen B-Zell-Lymphoms (PMBCL) orientiert sich in der Erstlinientherapie an derjenigen des DLBCL.10
Die Behandlung eines Krankheitsrückfalls (Rezidivs) hängt vom Alter und vom körperlichen Allgemeinzustand des Patienten ab.6,10
Dafür geeignete Patienten, die nach der Erstbehandlung ein Rezidiv des diffus großzelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL) oder hochmalignen B-Zell-Lymphoms (HGBL), aber keine Begleiterkrankungen aufweisen, erhalten bevorzugt eine CAR-T-Zelltherapie.10 Voraussetzung für eine Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse ist, dass es sich entweder um ein sogenanntes primär-refraktäres Rezidiv handelt, oder das Rezidiv innerhalb von 12 Monaten aufgetreten ist (in Einzelfällen sind längere Zeiträume möglich).10,11
Patienten mit einem Spätrezidiv werden in der Regel mit einer Hochdosistherapie (sehr hoch dosierte Chemotherapie mit ggf. zusätzlicher Bestrahlung) behandelt, gefolgt von einer autologen Stammzelltransplantation (Auto-SZT).10
Die CAR-T-Zelltherapie und die Auto-SZT erfolgen in kurativer Absicht, d. h., sie können die Aussicht auf Heilung bieten. Dies ist jedoch nicht bei allen Patienten der Fall.10
Patienten, die nach der Erstbehandlung ein DLBCL-Rezidiv erleiden, aber aufgrund ihres Alters oder wegen schwerer Begleiterkrankungen keine Stammzelltransplantation bekommen können, werden mit einer erneuten Immunchemotherapie behandelt. Hierfür kommen Strategien mit unterschiedlichen Chemotherapeutika infrage. Als Immuntherapeutikum wird ein Antikörper verwendet. Hierbei handelt es sich um ein Protein (Eiweißmolekül), das ein spezielles Oberflächenmerkmal auf B-Zellen (gehören zu den weißen Blutkörperchen) erkennen kann.10
Nach dem Ende einer Behandlung führen die Ärzte eine Abschlussuntersuchung durch und überprüfen, wie gut der Patient auf die Therapie angesprochen hat.10 Wenn die Untersuchungen keine Hinweise auf eine aktive Erkrankung mehr liefern, darf man von einer kompletten Remission, d.h., der Tumor ist nicht mehr nachweisbar, ausgehen und das Nachsorgeprogramm beginnt.6
Das Nachsorgeprogramm beim diffus großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL), high-grade B-Zell-Lymphom (HGBL) und primär mediastinalen großzelligen B-Zell-Lymphom (PMBCL) kann sich je nach Therapie unterscheiden. Die Aufgaben der Nachsorge im Allgemeinen und die empfohlenen Kontrolluntersuchungen sind in der Leitlinie zum DLBCL aufgeführt.9
Die Nachsorge hat mehrere Aufgaben:10
Die Nachsorgeuntersuchungen umfassen folgende Punkte:10
Anamnese und körperliche Untersuchung Der Arzt befragt den Patienten zu seiner Krankheitsgeschichte und führt eine gründliche körperliche Untersuchung durch.
Blutentnahme: Der Arzt untersucht die Zusammensetzung des Blutes und kann die Anzahl der verschiedenen im Blut vorhandenen Zellen bestimmen.
Laboruntersuchungen
Je nach Situation weitere Untersuchungen wie z. B. bildgebende Verfahren (Ultraschall und Röntgen)
In den ersten beiden Jahren nach Abschluss der Therapie wird eine Nachsorgeuntersuchung alle drei Monate empfohlen, in den darauf folgenden drei Jahren soll die Untersuchung in halbjährlichen, ab dem sechsten Jahr in jährlichen Abständen stattfinden.10
Bitte beachten Sie, dass die auf dieser Website aufgelisteten Therapieoptionen ausschließlich Ihren Informationszwecken dienen und keinen Anspruch auf fachliche Vollständigkeit bieten.
Diese Informationen stellen daher keinen Ersatz für eine individuelle Beratungs- oder Behandlungsleistung, Empfehlung oder medizinische Diagnose durch einen Arzt dar und dienen keinesfalls der Selbstdiagnose.
Abkürzungen
Auto-SZT: autologe Stammzelltransplantation
CAR: Chimeric Antigen Receptor
CT: Chemotherapie
DLBCL: diffus großzelliges B-Zell-Lymphom
HGBL: hochmalignes B-Zell-Lymphom
PMBCL: primär mediastinales großzelliges B-Zell-Lymphom
Quellen